Die erste Flammenjagd (Fragment)
Eine zerrissene historische Aufzeichnung der ersten Flammenjagd. Ein Großteil des Inhalts ist verbrannt und unleserlich.

Die erste Flammenjagd (Fragment)

████ Der vorherige Band fehlt. Er wurde anscheinend bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. ████

Wie bereits bekannt war die Herausforderung der Götter durch die Tagdonnerritterin Seliose das Schlüsselereignis, das die erste Flammenjagd auslöste. Im Anschluss daran verhüllten goldene Banner den Himmel, die Helden legten ihre Waffen gegeneinander nieder und alle stürzten sich Hals über Kopf in den Strom des Schicksals. Die wahren Ursprünge dieser Expedition waren jedoch viel komplexer als das, was die Dichter besungen haben. Heute werde ich die Geheimnisse lüften, die gewöhnliche Chroniken nicht zu erwähnen wagen.

Viele glauben, dass Okhema, als die Ewige heilige Stadt, dazu bestimmt war, für tausend Jahre zu bestehen. Doch die Geschichte lehrt uns etwas anderes! Sie stand mehrmals am Rande der Eroberung, sei es aufgrund lang andauernder Missgunst oder aufgrund von Manipulationen durch Intriganten ... Im Jahr 3867 des Lichtkalenders schlossen sich die Stadtstaaten Loukas, Ikaria und Korinth zu einer Armee zusammen und belagerten Okhema. Es war eine Armee von überwältigender Größe. Krieger mit Bronzehelmen und Eisenrüstungen reihten sich in Formationen auf, die groß genug waren, um Morgenlichtwolke zu füllen ...

████ Der Inhalt fehlt. Er wurde anscheinend bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. ████

Und so war das Werk des Usurpators von Loukas erfolgreich. Die drei Grenzgeneräle kamen in dem darauf folgenden Chaos einer nach dem anderen ums Leben. Den in der äußeren Festung stationierten Soldaten, die von Verstärkung und Nachschub abgeschnitten waren, blieb nichts anderes übrig, als zu kapitulieren. Eine Zeit lang war die Umgebungen der Heiligen Stadt völlig schutzlos, so zerbrechlich wie ein Ei am Rande eines Abgrunds.

Die Nachricht von der herannahenden verbündeten Armee erreichte Okhema schnell. Die Ältesten beriefen eine dreitägige Bürgerversammlung ein, die letztlich nichts als Panik bewirkte. Adlige und wohlhabenden Kaufleute schlossen sich in ihren luxuriösen Wohnungen ein und engagierten Wachen, die um einer illusionären Sicherheit willen in Schichten Wache hielten. Währenddessen verbrachten Bürger und Priester ihre Tage mit Gebeten und der Hoffnung auf ein göttliches Wunder, das die Eindringlinge bestrafen und Okhema vor dem drohenden Untergang bewahren würde.

████ Der Inhalt fehlt. Er wurde anscheinend bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. ████

Okhema wurde tatsächlich gerettet. Seine Retter waren jedoch nicht die Götter – es war eine mysteriöse Armee, die plötzlich auf dem Schlachtfeld erschien. Wie ein Fisch, der ins Getümmel schlüpft, trug sie keine Banner irgendeines Stadtstaates. Ihre Formationen waren diszipliniert und ihre Bewegungen perfekt abgestimmt. An der Spitze schwang eine Kriegerin eine Klinge, die wie der Bogen eines Saiteninstruments gerundet war, und schnitt durch die feindlichen Reihen, als ob sie Tinte auf eine Schlachtfeld-Leinwand spritzen würde. Jetzt kennen wir ihren Namen – sie war die Halbgöttin des Ozeans, Dux Gladiorum, Hysilens. In dieser Schlacht allein erschlug sie sechzigtausend Feinde. Das Blut, das ihren Saum tränkte, machte sie in den Augen der Bürger zu einem Gespenst.

Nach der Sicherung des Schlachtfelds zog die Armee nicht einfach ab, sondern marschierte kühn in Okhema ein. An ihrer Spitze befand sich Cerydra, die später als Halbgöttin des Gesetzes bekannt werden sollte. Sie erklärte sich zur obersten Herrscherin der Stadt und schwor, den Menschen Gerechtigkeit zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis sie drastische Maßnahmen ergriff, um den Ältestenrat zu beseitigen und alle Stimmen des Widerstands verstummen zu lassen. Einige nannten sie eine Diktatorin, eine Usurpatorin, eine Tyrannin – aber niemand konnte leugnen, dass Okhema unter ihrer Herrschaft schnell wieder zu alter Stärke fand und den Grundstein für den heutigen Wohlstand legte.

████ Der Inhalt fehlt. Er wurde anscheinend bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. ████

Cerydra stellte eine riesige Armee auf und eroberte Stadtstaat für Stadtstaat, während die Schwertmeisterin an ihrer Seite blieb und die Sieger einen nach dem anderen vernichtete. Der Chrysos-Krieg dauerte an, bis der König von Korinth sich verzweifelt aus einem Fenster stürzte und der Krieg endlich zu Ende war. Cerydra und Hysilens beendeten den Chrysos-Krieg fast im Alleingang und sicherten damit Cerydras Erbe als eine von allen in der Heiligen Stadt verehrte Herrscherin.

Als die Unterstützung für sie in der Bevölkerung wuchs, erließ Cerydra ein Dekret, das die Verwirklichung von Kephales Prophezeiung – die Ära Nova – verkündete. Ihr Ziel war es, die Titanen zu jagen und die Kernflammen an sich zu reißen. Sie versammelte eine große Streitmacht aus Kriegern, Gelehrten, Priestern und Abenteurern. Helden aus allen Teilen des Landes folgten ihrem Ruf, ihre Zahl übertraf die der Säulen des Palastes. Diese große Kampagne wurde als die erste Flammenjagd bekannt. Doch zu dieser Zeit ahnte niemand, dass sich Helden tausend Jahre später noch einmal auf denselben Weg begeben würden ...

████ Der Inhalt fehlt. Er wurde anscheinend bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. ████

Und so erlitt die Flammenjagdarmee eine bittere Niederlage. Von diesem Moment an änderte sich die einst weise Cerydra – sie wurde starrsinnig, ignorierte alle Ratschläge und verschwand schließlich ganz aus der Öffentlichkeit. Erst als die Goldweberin Aglaea aufstieg, um die Ordnung wiederherzustellen, stabilisierte sich die politische Landschaft von Okhema wieder. In Anerkennung von Aglaeas Weisheit und Führungsstärke ernannte der Ältestenrat sie zur neuen Vollstreckerin – eine Tradition, die bis heute fortbesteht.

Ich glaube jedoch, dass Cerydra nicht einfach verschwunden ist, wie der Ältestenrat behauptet. Vielmehr ist sie in einen größeren Plan eingetreten, der noch nicht enthüllt wurde. Die Tatsache, dass das „Gesetz“ von Amphoreus bis zum heutigen Tag ungebrochen ist, ist der stärkste Beweis für ihren anhaltenden Einfluss. Was die „Dux Gladiorum“ Hysilens betrifft, so sagen einige, dass sie noch immer durch die Länder von Amphoreus streift und in der Einsamkeit die göttliche Autorität des Ozeans ausübt. Die Wellen, die gegen das Ufer schlagen, sind vielleicht nur das Murmeln ihrer Einsamkeit.