Ode an die Gaunerei
Eine Titanenhymne, mit der Zagreus vertrieben werden sollte. Sie wurde von Reisenden gesungen, die fern der Heimat unterwegs waren, um nicht Opfer von Banditen und Täuschung zu werden.

Ode an die Gaunerei

Wer beim Reisen Lieder singt, kann damit Zagreus abwehren und die Wahrscheinlichkeit verringern, Trug und Diebstahl zum Opfer zu fallen.

Wer ward geboren aus Kephales Tränen, traurige Tropfen in allerlei Maßen, die auf die Erde fallen?
Treibe bitte kein falsches Spiel, o Wankelmütige Münze mit zwei Gesichtern und zwei Körpern, Schatten des Zagreus.
Haben dich nicht einst die goldenen Schmetterlinge in die Flucht geschlagen? In geheiligtem Tempel, der Posten von dir gestohlen, der Priester hinters Licht geführt.
Zwei purpurne Schatten streichen über den Himmel.
Einer ein Schatten, den nicht einmal Mnestias Flügel fangen könnten.
Der andere ein diebischer Stern, den nicht einmal Aquilas Augen finden könnten.
Du hast gestohlen den dargebrachten Wein, die Ambrosia von Biene und Schmetterling.
Du hast gestohlen die Gebete am Altar, die Oden an Schönheit und Liebe.
Was sonst wirst du noch stehlen? Wieso nicht deinen eigenen Schatten, und mache dich hurtig davon.
Bleibst du hier, wird der allwissende Vater deine Pläne vereiteln und die Waage der Gerechtigkeit dich mit ihrem Urteil geißeln.

Wer gibt sich aus als Reisender, singt Balladen von weinroten Meeren?
Treibe bitte kein falsches Spiel, o Wankelmütige Münze mit zwei Gesichtern und zwei Körpern, Schatten des Zagreus.
Immer noch rufen die heulenden Gezeiten deinen Namen, gewaltige Wellen zerreißen die Schiffe, doch das Boot, das du gestohlen hast, entzieht sich ihrem Blick.
Warst du es, der des Meeres Zorn heraufbeschwor? Vernommen habe ich den Klang deiner Schritte, als du über die Wellen flohst.
Ein Schnarchen, verborgen unter dem Morast des Abgrunds.
Ein Lied, versteckt bei den Sirenen.
Keine Atempause sei dir gewährt, Titan der Gaunerei.
Deine Spur werde ich in eine Amphore stopfen und in den Strudel der Blütenpracht werfen.
Deine Listen werde ich in eine steinerne Tafel meißeln und dem Kelch der Fülle darbringen.
Weshalb verharrst du noch? So fliehe doch mit deinem Diebgeist.
Willst du warten, bis die trunkene Phagousa dich an einen Felsen bindet, auf dass die knochenschindenden Sturmhämmer dich zu Staub zermalmen?

Wer stört des Schicksals Schritt, sät Zwiespalt in der Ordnung, ewig und unveränderlich?
Treibe bitte kein falsches Spiel, o Wankelmütige Münze mit zwei Gesichtern und zwei Körpern, Schatten des Zagreus.
Im Tor der Unendlichkeit deinen Ränken ausgesetzt, weint die Zeit in der Dunkelheit, absonderliche Tage, des Zufalls Spur.
Rollende Goldmünzen werden Räder, Banditen verbergen ihre Gestalt, Glücksspieler gehen aufs Ganze.
Die gedankenlosen Titanen werden es nicht merken, kühn treibst du deine Spiele.
Selbst Cerces wird zum Narren gehalten.
Selbst Thanatos wird mit Blindheit geschlagen.
Schurke, wozu erzürnst du deine Sippe so?
Du maßt dir sogar an, die Morgenrot-Maschine ihrem Griff entreißen zu wollen.
Doch handelst du vergebens, ist ihr Gewicht doch zehntausendmal das deine.
Wartest du darauf, dass die verirrten Titanen den Weg finden und dich an eine Ecke des Himmels fesseln?

Wer lauscht bis jetzt noch den Liedern, lauert im Verhängnis der Verschwörung, sich erhoffend, dass manche deine Taten im Gesang lobpreisen?
Ich habe dich durchschaut, o Wankelmütige Münze mit zwei Gesichtern und zwei Körpern, Schatten des Zagreus.
Kephales Dämmerung hat deinen Schatten offenbart, wohin du dich auch flüchten magst.
Talantons Gesetz durchbohrt deinen Schatten, selbst wenn du falsche Reue bekundest.
Zagreus, das Schicksal sei mein Zeuge, ich gebiete dir: Weile nicht und scher dich fort!
Wartest du darauf, dass ich dich entlarve, meinen Fuß auf deinen Schatten setze, dein lächerliches Possenspiel verhöhne?