Ritus des Georios-Festes
Aufzeichnung der wichtigen Rituale, mit denen die Jünger des Georios in Amphoreus dem Gott Tribut zollen.

Ritus des Georios-Festes

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In Amphoreus gibt es zahlreiche Rituale zu Ehren des Grundsteins der Welt – der Säule aus Stein Georios. Eine der bedeutendsten Zeremonien ist der geheimnisumwobene Georios-Ritus, der jährlich in der Stadt Icatus abgehalten wird. Diese Zeremonie besteht aus zwei Teilen: dem Erweckungsritus im Monat der Saat4. Monat und dem Ernteritus im Monat der Ernte8. Monat.

Der Legende zufolge war das Land zu Beginn der Ära Bellica, wo der Tod erstmals Einzug nahm, auch von Vergänglichkeit, Krankheit und Hunger geplagt. In ihrem Überlebenskampf begannen die Menschen einen hemmungslosen Beutezug durch die Natur. Sie jagten und sammelten, was sie nur fanden. Voller Zorn strafte Cerces die törichten Menschen. Die Pflanzen begannen, zu verdorren, und in ihrer Verzweiflung kämpften die Menschen wie wilde Bestien um die Vorherrschaft. Georios, der alles Leben auf der Erde innig liebte, bat Cerces, der Menschheit noch eine Chance zu gewähren. Sollte sie es schaffen, ihre Gier zu überwinden, so würde das Land mit neuem Leben erblühen.

Georios gebot seinem Maulwurfsdiener, den letzten Apfel aus dem Beutel der Menschen zu stehlen und sie zu einem goldenen Weizenfeld zu führen. Die Meute sah Nahrung und trampelte ungestüm über das Feld, um eilends von ihm Besitz zu ergreifen. Nur ein Priester des Georios ignorierte das Gespött seiner Mitmenschen und lies eine Handvoll Weizenkörner zurück. Er richtete ein Gebet an das Land und pflanzte die Saat in die Erde. Damit beschwichtigte er Cerces’ Zorn und bewahrte so die Menschheit vor ihrem Untergang.

An jenem Ort, wo die erste Handvoll Weizensaat ausgebracht wurde, errichteten die Menschen einen Tempel für Georios und um diesen herum die Stadt Icatus. Im Monat der Ernte pilgern Gläubige aus aller Welt zu diesem Tempel, um eine erste Handvoll Weizen darzubringen – ein Ausdruck der Dankbarkeit zu Ehren des großen Titanen.

Es heißt, dass der Priester, der damals den Weizen pflanzte, dabei nach dem Vorbild des Maulwurfs die Erde aufgrub, um ein Saatbeet zu bereiten. Deshalb gebietet es die Tradition, dass am achten Tag des Erweckungsritus im Monat der Saat, sobald die Stunde des TorwegsMorgendämmerung gekommen ist, die Familien auf die wilden Felder gehen, um eine Handvoll lose Erde zu sammeln. Daraufhin befreien sie die Erde von Unreinheiten, füllen sie in ein Behältnis aus Ton und verwahren sie in ihrem Heim. So beten sie, dass sie auch dieses Jahr mit einer reichen Ernte gesegnet sein mögen.

Danach heben der Priester und seine Helfer ein Bildnis des Georios aus der Erde, das davor an einem bestimmten Ort vergraben wurde. Dies soll das Erwachen des Titanen der Erde symbolisieren, auf dass das Leben neu erweckt sei und erneut gedeihen könne. Wenn die Helle StundeMorgen gekommen ist, versammeln sich die Leute am Stadttor. Von dort marschiert die Prozession hinter dem Droma, welches das Bildnis zieht, bis zum Tempel im Herzen der Stadt, wo sie den Ritus feiern und Gebete sprechen.

Am vierten Tag des Ernteritus im Monat der Ernte versammeln sich dann Jünger und Priester des Georios aus allen Städten von Amphoreus in Icatus. Wenn die Stunde der TatMittag ihr erstes Viertel erreicht hat, wird auf dem Tempelplatz ein großes Erntefest gefeiert, mit Tanz und Gesang und Speis und Trank. Dieses Gelage dauert an, bis die Stunde des AbschiedsAbend ihre fünfte Quinte erreicht. Am Ende des Festes tragen die Priester schließlich jeweils eine Weizenähre in den Tempel, wo sie zur Statue des Georios beten und das Korn als Opfergabe auf den Altar legen. Dies dient als Symbol für die Lektion, die niemals vergessen werden darf, und gleichzeitig als Dankesgabe an Georios, der einst Cerces im Namen der Menschheit um Vergebung bat.

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