Anekdoten aus der Kampfkunstzeremonie-Arena
Ein Bericht über das Turnier, der von einem unbekannten Reporter verfasst wurde. Darin sind vor allem Halbwahrheiten und Übertreibungen zu finden, die die großartigen Leistungen der Teilnehmer in ein besonders dramatisches Licht rücken ...

Anekdoten aus der Kampfkunstzeremonie-Arena

Von Anfang an hat die Kampfkunstzeremonie der Xianzhou zahlreiche Helden hervorgebracht. Am Ende eines jeden Turniers wird aber nur über den Sieger gesprochen. Die anderen Teilnehmer werden schnell wieder vergessen. Und ich finde das wirklich schade!

Obwohl ich selbst kein Kampfkünstler bin, haben mich die Gefechte zwischen Helden und die Rivalitäten der Mächtigen schon immer in ihren Bann gezogen. Damit diese bemerkenswerten Anekdoten aus der Arena nicht in Vergessenheit geraten und zukünftige Generationen ihre Vorgänger angemessen würdigen können, habe ich meine Feder gezückt, um ihre Taten niederzuschreiben.

1. Der Neutronen-Schwertmeister

Ein namenloser Schwertmeister tauchte allein bei der auf Kampfkunstzeremonie und trug zwei Langschwerter auf dem Rücken, die wiederum aus zwei Neutronensternen geschmiedet waren. Jedes dieser unzerstörbaren Schwerter war einen Meter lang und konnte mühelos durch Stahl schneiden. Nur wahre Meister, die sowohl ihren Körper als auch ihre Fähigkeiten perfektioniert haben, können solche Klingen zielsicher führen.

Im ersten Kampf, einem Kampf zwischen zwei mächtigen Helden und Klingen, trat der Neutronen-Schwertmeister gegen einen Gegner mit einem Schwert an, das aus einem Weißen Zwerg geschmiedet worden war. Sie lieferten sich einen heftigen Schwertkampf und amüsierten sich köstlich, als sie ihre Fähigkeiten zum Besten gaben. Allerdings war ihnen nicht bewusst, dass durch den heftigen Zusammenstoß zwischen dem Neutronenstern und dem Weißen Zwerg in der Mitte der Arena ein kleines Wurmloch entstanden war! Mit einem Mal verschwand der Gegner des Neutronen-Schwertmeisters darin und wurde in einem unbekannten Winkel der Galaxie wieder ausgespuckt. Daraufhin wurde der Publikumsliebling von den Turnierorganisatoren beauftragt, den verschwundenen Wettkämpfer aufzuspüren. Er verließ Xianzhou und brach auf zu einer Reise quer durch das Universum.

Was danach kam, ist eine andere Geschichte.

2. Der Spinnenjunge Dodoconey

Es ist allgemein bekannt, dass nicht nur die Einheimischen von Xianzhou, sondern auch Besucher aus dem gesamten Universum an der Kampfkunstzeremonie teilnehmen können. Daher zieht sie oft auch talentierte Außenweltler an. Der herausragendste Außenweltler des diesjährigen Turniers war zweifellos der Spinnenjunge Dodoconey.

Dodoconey nutzte geschickt seinen Vorteil und trainierte unermüdlich, um mit seinen acht Armen acht verschiedene Waffen gleichzeitig führen zu können und dabei für jede Waffe eine andere Kampftechnik anzuwenden. Vor seiner Teilnahme an der Kampfkunstzeremonie soll Dodoconey von Wraithcave, dem Großmeister der Kampfkünste unserer Galaxie, trainiert worden sein. Als Schüler von Wraithcave reiste Dodoconey zu acht Planeten, auf denen extreme Lebensbedingungen herrschten. Schließlich meisterte er den „Achter“, eine legendäre ultimative Kampftechnik, die aus ihm einen unschlagbaren Kämpfer machte.

Dodoconey schaffte es jedoch nicht bis ins Finale, da er in seinem vierten Kampf vorzeitig ausschied. Wie es dazu kam? Dodoconey war eine telepathische Spinne und schon viel zu alt, um noch Spinnenjunge genannt zu werden. Ihr habt es erraten: Er starb an Altersschwäche!

3. Der Leerenliedwal Ulpo

Der Teilnehmer, der sich bei der Kampfkunstzeremonie am wenigsten ins Rampenlicht drängte, war zweifellos Ulpo, Sektenmeister der „Leerenliedwal-Faust“ und einer der wenigen Vertreter der alten piktografischen Boxkunst von Xianzhou. Schon lange vor Beginn des Turniers hatte dieser Vidyadhara-Kampfkünstler dank seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten und seines guten Aussehens zahlreiche Bewunderer unter seinen Mitstreitern gefunden. Er wurde mit folgendem Spruch berühmt: „Keiner kann dem Schlag der Leerenliedwal-Faust standhalten. Und wenn doch, dann setzt mit einem zweiten Schlag nach!“

Und genau diese Technik hat Ulpo perfektioniert. Gemessen an den exzentrischen Kampftechniken seiner Sektenbrüder ist Ulpos Kampfstil überraschend schlicht. Er schlägt einfach immer wieder mit der „Leerenliedwal-Faust“ zu und bezwingt seine Gegner mit roher Kraft.

Zwar bin ich der Meinung, dass Kampfkunst nicht nur praktisch, sondern auch schön sein sollte, im Endeffekt spielte das aber keine Rolle, da Ulpo aufgrund familiärer Probleme seine Teilnahme am Turnier absagen musste. Wirklich schade!

4. Danil und Aurumaton XIV

Diese beiden verbindet nicht nur die Tatsache, dass sie Omnics sind. Noch wichtiger ist, dass sie beide Schüler von Wraithcave waren und eine besondere Fähigkeit besitzen, mit der sie die nächste Aktion ihres Gegners voraussehen können. Dank ihrer enormen Rechenleistung waren sie im Turnier praktisch unaufhaltbar, bis sie schließlich im selben Ring landeten.

Danil eröffnete den Kampf und begann, die Aktion seines Gegners zu berechnen. Aurumaton XIV wollte ihm natürlich in nichts nachstehen und tat es ihm gleich. Daraufhin ermittelte Danil die darauffolgende Aktion von Aurumaton XIV aus und so ging es immer weiter. Am Ende ergab sich für die beiden Omnics eine Pattsituation, in der keiner überhaupt irgendetwas tat. Die hilflosen Organisatoren hatten keine andere Wahl, als sie aus der Arena zu entfernen.

Die Xianzhou-Organisatoren erklärten daraufhin, beide Teilnehmer dürften trotz des abgebrochenen Kampfes bei der nächsten Kampfkunstzeremonie wieder antreten. Die Sache bereitet mir allerdings Kopfzerbrechen. Ihr Duell würde selbst nach unzähligen Bernsteinzeitaltern höchstwahrscheinlich nie zu Ende gehen. Hier zeigt sich, was ein alter Xianzhou-Kampfkünstler einmal so treffend formulierte:
„Schüler, die vom selben Meister unterrichtet werden, können einander nicht übertrumpfen.“

5. Wolkenfred

Die Regeln der Stellaren Kampfkunstzeremonie wurden im Laufe ihrer langen Geschichte zahlreiche Male geändert und angepasst. Doch in diesem riesigen Universum passieren immer wieder Dinge, für die es keine logische Erklärung gibt und bei denen man mit seinem Latein am Ende ist. Und genau aus diesem Grund habe ich Wolkenfred, einen unbekannten Wettkämpfer, in diese Aufzeichnungen aufgenommen.

Wolkenfreds Alter und Herkunft sind nicht bekannt. Seine Wolkenmetamorphose-Technik zeichnet sich durch die Trübung der materiellen Form und des Bewusstseins einer Person aus. Je fortgeschrittener die ausübende Person in dieser Technik wird, desto körperloser wird ihre Gestalt. Wer nun diese Aufzeichnungen bis hierher gelesen hat, könnte meinen, Wolkenfred wäre einer der ungewöhnlicheren Teilnehmer in dieser Riege der Meister. Ich würde dir jedoch empfehlen, weiterzulesen, bevor du voreilige Schlüsse ziehst.

Im finalen Kampf erreichte Wolkenfred schließlich die ultimative Form dieser Technik. Seine körperliche Gestalt löste sich vollkommen auf, bis er vollständig zu einem spirituellen Wesen wurde. Oder um dieses Phänomen auf wissenschaftliche Art zu beschreiben: Er war zu einem Mem geworden. Als Mem konnte Wolkenfred jenen, die eine materielle Form besaßen, nichts anhaben. Gleichzeitig gingen aber auch die Angriffe seines Gegners ins Leere. Am Ende konnten die beiden einander nur noch hilflos anstarren. Laut Wettbewerbsregeln kann sich ein Mem nicht für die Teilnahme qualifizieren. Doch was, wenn der Teilnehmer vor dem Betreten der Arena noch über eine körperliche Gestalt verfügte? Aufgrund dieser Unklarheiten taten sich die Veranstalter schwer damit, den Sieger dieses Kampfes zu bestimmen.

Wolkenfred nahm sich diesen Ausgang jedoch nicht zu Herzen. Er rief aus: „Endlich hab ich’s geschafft!“, dann flog er aus der Arena davon und kehrte nie wieder zurück.