Speicherbereich-Märchen: Das Geisterschiff
Eine Märchensammlung, in der es um das Geisterschiff geht, das bis in alle Ewigkeit durch den Speicherbereich segelt.

Speicherbereich-Märchen: Das Geisterschiff

Die Fragmente verlorener Seelen kommen aus allen Winkeln des weitläufigen Speicherbereichs und versammeln sich auf dem unsterblichen Geisterschiff.

Auf der Mastspitze des Geisterschiffs sitzt eine Puppe eines Fischers, die eine Laterne hält, aus der ein schwaches blaues Licht strömt. Die Seelenfragmente bewegen sich auf die Laterne zu, so wie Pflanzen sich in Richtung der Sonne orientieren.

Der Fischer angelte eine junge Forscherin aus dem Gewässer des Speicherbereichs und ging ihr direkt in die Falle. Sie hatte schon die ganze Zeit geplant, sich an Bord des Geisterschiffes zu schleichen.
Außer ihr war niemand auf dem Schiff. Sie war allein, und nur ihre Schritte hallten durch den leeren Korridor.
Zu ihrer Überraschung sah alles brandneu aus. Sie fand glänzendes Geschirr, kochend heiße Suppe und ein selbstspielendes Piano vor, das gerade ein Lied spielte ...
Als sie in die Kapitänsquartiere ging, fiel ihr Blick auf eine holographische Karte und Präzisionsinstrumente, die noch immer funktionierten. Dann sah sie die Zeitanzeige auf dem Log:
Vor 30 Bernsteinzeitaltern.

Plötzlich wurden die Lichter dunkler.
Jemand kam.
Sie lehnte sich gegen die Tür und schloss die Hand fester um den Griff ihrer Waffe.
Sie hörte schwere Atemzüge und nahm den Geruch von Blut wahr, der immer stärker wurde.
Jemand fiel über sie her und aus einem Reflex heraus betätigte sie den Abzug.
„Rette mich ...“
Als sie die Person sah, die sie angeschossen hatte, erstarrte sie vor Angst.
„Ich habe mich ... selbst getötet ...“
Instinktiv ergriff sie blitzartig die Flucht.
Zwölf Systemstunden später angelte der Fischer eine junge Forscherin aus dem Gewässer des Speicherbereichs. Ihr Plan funktionierte: Sie war kurz davor, sich auf das Geisterschiff zu schleichen.