Protokolleintrag des Transportschiffs Neu Londinium
Ein Logbuch über die Reise von Neu Londinium

Protokolleintrag des Transportschiffs Neu Londinium

Allgemeine Informationen zur Navigation:
Schiff-ID: Interastrale Friedenskorporation – Logistikabteilung – Transportschiff Neu Londinium
Fahrt-ID: 140
Abreisedatum: 2158 BZ, ██/██/██ (Verschlüsselt, kein Zugriff)
Zugewiesener Kunde: Intelligenzia-Gilde
Zuweisungsebene: Klasse I
Frachtinformationen: ████ (Verschlüsselt, kein Zugriff)
Versandort: ████ (Verschlüsselt, kein Zugriff)
Empfänger: Bewaffnete Archäologen
Lieferort: Republik Klimt – Grenzschlacht

Detailliertes Navigationsprotokoll:
Datum: Erster Tag der Reise
Aufgezeichnet von: Kapitän Jayne Blakes
Frachtstatus: Normal
Treibstoffstatus: 99,1 %
Vorräte: 100 %
Reisestatus: Normal

Vor weniger als einer Woche haben wir die letzte Lieferung erledigt und schon haben wir einen neuen Auftrag.

*seufz* Die da oben meinen, dass wer mehr kann, auch mehr leisten sollte, und wir sind das leistungsstärkste Team. Aber alles hat auch seine guten Seiten. Wenigstens können wir die Grünschnäbel etwas abhärten. Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine so verweichlichte Gruppe junger Besatzungsmitglieder gesehen. Mit harter Arbeit kommen sie gar nicht zurecht. Wir haben noch nicht einmal ein Dutzend Lichtjahre zurückgelegt, und schon jammern sie, dass sie eine Verschnaufpause brauchen. Und auf Drängen des Sponsors dürfen wir auf dieser Reise nur an den Asteroiden-Versorgungsstationen der IFK anhalten. Diese Neuankömmlinge werden ein böses Erwachen erleben.

Datum: Tag 17 der Reise
Aufgezeichnet von: Kapitän Jayne Blakes
Frachtstatus: Normal
Treibstoffstatus: 54,9 %
Vorräte: 66,0 %
Reisestatus: Leichte Störungen, die keine Reparaturen erfordern

Heute habe ich mit dem IFK-Spezialisten Karten gespielt und dabei ordentlich abgeräumt. Es kostete ihn eine Flasche Drachenquell-Gebräu, um seine Uniform zurückzubekommen. Er meinte, dieses Gebräu sei etwas ganz Besonderes, und damit hatte er nicht übertrieben. Kaum war der Flaschenverschluss geöffnet, schon war ich wie beschwipst. *seufz* Diese Route sollte uns eigentlich direkt zur Luofu führen. Wären da nicht die lächerlichen Forderungen des Sponsors gewesen, hätte ich mir dort definitiv einen Drink genehmigt.

Wegen all der Heimlichtuerei fragte ich den Spezialisten, was wir diesmal für wertvolle Ware an Bord haben. Er meinte, es handele sich um die neueste Geheimwaffe der Gilde, die für den Kampf gegen die Antimaterie-Legion entwickelt wurde. Das sagen die Nerds der Gilde doch immer. Und am Ende landet der ganze Kram trotzdem auf dem Schrott.

Datum: Tag 30 der Reise
Aufgezeichnet von: Kapitän Jayne Blakes
Frachtstatus: Normal
Treibstoffstatus: 21,1 %. An der Asteroiden-Versorgungsstation auf 99,1 % aufgetankt.
Vorräte: 40,0 %. An der Asteroiden-Versorgungsstation zu 80 % wieder aufgefüllt.
Reisestatus: Leichte Störungen mit Kurskorrektur

Hier gibt es zwar eine Versorgungsstation, aber wir bekommen nur Treibstoff und Wasser. Die einzigen verzehrbaren Lebensmittel sind diese steinharten, zusammengepressten Kekse, die nicht einmal Kakerlaken anrühren würden. Und auch davon gibt es nicht genug für alle. Obwohl ich mich schon mehrere Male beim Hauptquartier beschwert habe, ändert sich nie etwas.

Noch frustrierender ist, dass diese IFK-Spezialisten auch an Bord sind. Sie stopfen sich mit ausgefallenen Mahlzeiten voll, die pünktlich serviert werden, und gönnen sich dazu nachmittags Tee und Naschereien. Und einmal satt, faulenzen sie den ganzen Tag und spielen Karten. Warum die IFK diese Schmarotzer überhaupt noch duldet, ist mir ein Rätsel.

Datum: Tag 49 der Reise
Aufgezeichnet von: Kapitän Jayne Blakes
Frachtstatus: Normal
Treibstoffstatus: 49,7 %
Vorräte: 42,0 %
Reisestatus: Leichte Störungen, weitere Kurskorrektur im Gange

Diese Etappe ist die härteste der ganzen Reise. Unsere Vorräte an frischen Lebensmitteln sind fast aufgebraucht und der Alkohol ist auch schon alle. Mein Mund fühlt sich staubtrocken an.

Aber am schlimmsten ist diese unerträgliche Langeweile. Der Großteil der Besatzung hat nichts zu tun, außer stundenlang die Fracht zu bewachen. Gestern spitzte sich die Situation zwischen einigen Besatzungsmitgliedern und den IFK-Spezialisten zu. Der Grund dafür war, dass die Besatzungsmitglieder beim Patrouillieren seltsame Geräusche aus dem Frachtraum vernahmen. Sie wollten sich das genauer ansehen, aber die Spezialisten verweigerten ihnen den Zugang. Es kam zu einem heftigen Streit. Zum Glück konnte ich gerade noch rechtzeitig einschreiten, um die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen und Schlimmeres zu verhindern.

Es kommt häufig vor, dass die Besatzung von Langstreckentransportschiffen wegen allerlei seltsamer Vorfälle panisch wird. Seltsame Geräusche aus Frachtkisten, Kryoschlafkapseln, die sich von selbst schließen, Tentakelmonster, die sich in den Lüftungsschächten verstecken ... Die Gilde weist das immer ab und behauptet, dass ihnen ihr „organischer“ Verstand nur einen Streich spielt. Zugegeben, mich hat schon so manches fast zu Tode erschreckt, aber meistens verschwindet die Angst wieder, wenn man sie ignoriert. Also kein Grund zur Panik. Je mehr man eine Sache verdrängt, desto schneller findet man seinen Frieden. Diese Anfänger sind noch grün hinter den Ohren. Letztendlich sind wir nur hier, um Fracht zu befördern, und nur darauf kommt es an.

Datum: Tag 64 der Reise
Aufgezeichnet von: Kapitän Jayne Blakes
Frachtstatus: Normal
Treibstoffstatus: 2,9 %
Vorräte: 0,5 %
Reisestatus: Abnormal. Musste aufgrund unvorhergesehener Umstände ausweichen, um zur Xianzhou Luofu zu gelangen und neue Vorräte zu holen.

Auch einfache Aufgaben können zu einer Herausforderung werden, wenn man vom Glück verlassen wird.

Nur wenige Lichtjahre von der Luofu entfernt wurden wir von den Borisin überfallen. Unser Radar erkannte nicht, dass sie sich uns näherten, und sie enterten uns, bevor unsere Langstreckenwaffen überhaupt einen Schuss abgeben konnten. Die Lage war sehr ernst. Wir waren den Borisin im direkten Kampf hoffnungslos unterlegen. Mit ihren messerscharfen Zähnen und Klauen können sie sogar Menschenknochen zerfetzen.

Ich ließ alle Sicherheitstüren verschließen und ordnete der Besatzung an, sich in den zentralen Frachtraum zurückzuziehen. Durch meine beherzte und strategische Führung konnten wir die Borisin erfolgreich zurückdrängen. Sie konnten gegen uns nichts ausrichten! Ich nutzte die kurzzeitige Verwirrung und sandte schnell ein Notsignal aus.

Schließlich entdeckte uns ein Raumschiff der Xianzhou, das in der Nähe war. Angeführt von einer jungen Schwertmeisterin, die eine Waffe trug, die sie um einiges überragte, kamen sie schnell näher und enterten die Neu Londinium. Die Borisin waren ihr nicht gewachsen. Anfangs dachte ich, es seien Wolkenritter, die von der Luofu geschickt wurden. Aber es stellte sich heraus, dass sie von der Xianzhou Zhuming kamen. Wie alle Menschen von der Xianzhou waren sie seltsam gekleidet ...

Unser Raumschiff wurde schwer beschädigt, der Treibstoff und die Vorräte waren fast aufgebraucht. Diese Umstände erlaubten keine Weiterreise. Die Zhuming schlug vor, dass wir uns zur Reparatur zur Luofu aufmachen. Auch wenn der IFK-Spezialist starke Einwände hatte, blieb mir keine andere Wahl. Als Kapitän ist die Sicherheit der Besatzung meine oberste Priorität, daher nehme ich Kurs auf die Luofu. Und was die verfluchte Fracht angeht, die gehört der IFK. Unser Leben liegt in unseren eigenen Händen!

Aber Moment ... Die Sicherheitsberichte für unsere Route deuteten nie darauf hin, dass sich Borisin in der Nähe befinden könnten. Das ist wirklich seltsam. Warum haben sie unser Schiff angegriffen?