Auszug aus „Penaconyer Kunstgeschichte“
Ein Auszug aus einem Lehrbuch, das an der Traumwerker-Fakultät genutzt wird. Es enthält eine ausführliche Einführung in die Kultur von Penacony.

Auszug aus „Penaconyer Kunstgeschichte“

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Kapitel 3: Vor der Traumkunst ...
„Gefängnis“ klingt nach einem Konzept, das mit Kunst nichts zu tun hat ... oder etwa doch?
Es stimmt zwar, dass das Wort „Kunst“ in Kriegszeiten keinerlei Nutzen hat, aber es ist keine Übertreibung zu sagen, dass man damals jeden als Künstler bezeichnen konnte.

Stell dir vor ...

Eine Umgebung, in der man mit bloßer Vorstellungskraft malen kann.
Die Abschreckung zwischen den Gangs neigt oft dazu, die auffälligsten Ausdrucksmethoden zu verwenden.
Traumreisende müssen sichtbare und verständliche Gefahrensignale für diejenigen hinterlassen, für die die Synästhesie-Leuchtfeuer nicht anwendbar sind.
Die Menschen nutzten Muster, um persönlichen Gegenständen ihren Stempel aufzudrücken.
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Die Menschen drücken ihre Wünsche in ihrem ganz persönlichen Stil aus, indem sie freie und bunte Memoriafarben auf alle Ecken der Traumlandschaft auftragen, manchmal ohne sich darum zu kümmern, ob dieses Behältnis jemand anderem gehört oder anderweitig verwendet wird.
Auf einigen der flachen, breiten und hochwertigen Zeichenbretter finden sich sogar Dutzende von Mustern, die von verschiedenen Händen übereinandergeschichtet wurden, wodurch bizarre und faszinierende Meme entstehen.

Als Penacony später das Licht der Welt erblickte und der Begriff „Kunst“ gerade in der Traumlandschaft Fuß fasste, erschienen in den Köpfen der Menschen immer noch diese allgegenwärtigen Zeichnungen, der Archetyp von Graffiti, der heutzutage als Kunst der Urtraumlandschaft bekannt ist.

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Kapitel 12: Die Traumlandschaft und Traumillusionismus
Die Filmindustrie war in Penacony von Anfang an eine wichtige Unterhaltungsbranche, mit der die Menschen sehr vertraut waren.
Dies hat das Denken vieler kreativer Traumwerker und Filmemacher in ihrer Freizeit geleitet:
„Ich bin in einem Traum. Warum sollte ich ins Kino zu gehen, um mir flache Filme anzusehen?“
Daher versuchen einige Künstler, auf der Grundlage ihres Verständnisses von Memoria eine neue Ausdrucksform zu schaffen, die allein der Traumlandschaft eigen ist.
So entwickelte sich die Idee des Traumillusionismus. Sie ging aus den Experimenten der Traummeister hervor und durchdrang innerhalb eines Bernsteinzeitalters alle Bereiche der Kunst.

„Auge des Traums“-Kunst
Ursprünglich war es lediglich ein Hilfsmittel für Traumwerker, um sich während der Arbeit schnell bewegen zu können. Nachdem jedoch zahlreiche Traumgäste ihre Ehrfurcht und Bewunderung für diese Erfahrung zum Ausdruck gebracht hatten, begannen Künstler, Kunstwerke in Anspielung auf das „Auge des Traums“ zu entwerfen. Diese reichten von riesigen flachen Wandgemälden bis hin zu dreidimensionalen Skulpturen aus verschiedenen Objekten.
Obwohl dies eine kurze Zeit lang für Aufsehen sorgte, verlor die Öffentlichkeit schnell das Interesse, als sie den wahren Ursprünge erkannte, war sie doch an die Wunder der Traumlandschaft gewöhnt. Durch die hohe Komplexität der Werke gepaart mit den hohen Einrichtungskosten für das „Auge des Traums“ blieb dieser Kunststil eine Nische.
Trotzdem besucht eine treue Gruppe von Enthusiasten regelmäßig die „Traumgrenze“, nur um diese Wunder zu sehen.

Übertriebener Traumkern
Impressionen der Traumlandschaft können in allgemeine Darstellungen abstrahiert werden, die in der Kunst dargestellt als „Traumkern“ bekannt sind.
Da wir uns bereits in einem Traum befinden, können die Schöpfer viel gewagtere Konzepte entwickeln.
„Die Sommervilla am Meer und das Fernrohr“ Künstler unbekannt, Traumlandschaftsbau, Augenblick der Oase
Das Herzstück dieses Werks ist ein monokulares Fernrohr aus Salsotto, das millionenfach vergrößert wurde und den Eingang zur Villa am Meer bildet. Die Innenstruktur besteht ausschließlich aus rein weißen, schwellenlosen Räumen, die mit Swimmingpools gefüllt sind.

Solche Kreationen wurden von der Familie wegen der Inbesitznahme von Memoriaressourcen eingeschränkt und verschwanden dann allmählich aus dem Blickfeld der Schöpfer.

Illusionskunst
Technisch gesehen gibt es ähnliche Stile in anderen Welten, bei denen es im Kern darum geht, die Illusion des Betrachters zu provozieren – seinen Raumsinn zu verzerren, Farbtricks zu verwenden usw. In der Traumlandschaft kann die Traumbautechnologie diese Erfahrungen jedoch erheblich verbessern, sodass die Illusionen über die reine visuelle Wahrnehmung hinausgehen.
Zu dieser Zeit glaubten die Schöpfer, dass dieser Stil am besten zur Traumlandschaft passte. „Träume sollten ein wenig unberechenbar sein“, sagten sie.
Zu den bemerkenswerten Werken gehören:
„Der wahre Fliederjäger“ Künstler unbekannt, Architektur, bewahrt in der Blauen Stunde
„Du denkst, du bist außerhalb des Schranks?“ Künstler unbekannt, SeelFroh-Flaschenmalerei, Erstellungsdatum unbekannt, derzeit von der Familie Bluthund versiegelt
Seit dem vierten Harmoniefest wurden ähnliche Kreationen eingeschränkt, da sie dazu neigen, memetische Vorfälle auszulösen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Versuche, die in der Zeit des traumillusionistischen Denkens geboren wurden, alle aus verschiedenen Gründen scheiterten. Jedoch wird der Prozess als „genügend künstlerisch“ oder „genügend Penacony-artig“ angesehen.
Der Traumblasenfilm wird bis heute als einziges bedeutendes Produkt dieser Phase anerkannt. Die Handwerkskunst hat dazu geführt, dass seine Schritte in Penacony angehalten haben, und es ist dieses Echo, das zahllose Erinnerungen anzieht, die schließlich nach Penacony fließen.

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Kapitel 32: Der Einfluss des Pfades auf die Schöpfung
Der Blick soll nun auf das letzte Zeitalter zurückgelenkt werden – in der Zeit, in der Penaconys Harmonie sich deutlicher abzeichnete, schwand die ihr entgegenstehende Dissonanz tendenziell.

Der Gründer unserer heutigen Origami-Akademie ist auch das damalige Oberhaupt der Familie Nachtigall, Glaux. Er wählte schließlich einen sanfteren Ansatz, um seine Sorge um die Zukunft der Familie und des Pfades der Harmonie zum Ausdruck zu bringen.

„Sechzehn Gemälde“, Glaux, Memoriagemälde – derzeit im Museum der Origami-Akademie
Das Thema des Gemäldes sind sechzehn unterschiedlich gekleidete Maler, deren Köpfe in Form von Musiknoten karikiert sind. Sie malen auf genau die gleiche Weise und die Bilder auf den Leinwänden sind völlig identisch.

Die Bildsprache dieses Memoriagemäldes ist so klar, dass es keiner großen Erklärung bedarf, um die Absicht des Schöpfers zu verstehen.
Die Familie nahm es sehr ernst und es war kein Geringerer als Glaux’ Schüler, der spätere Meistertraumwerker Fischer, der darauf reagierte.

„Siebzehntes Gemälde“, Fischer, 3-D-Memoriamodell – derzeit im Augenblick der Sonne
Dieses Gemälde folgt der Komposition von „Sechzehn Gemälde“ mit einigen Anpassungen in 3-D, wobei jeder Künstler in einer ganz anderen Pose und mit anderen Farben und Schattierungen malt, obwohl die Umrisse die gleichen sind.
Die Besonderheit liegt darin, dass sich die sechzehn Gemälde aus bestimmten Blickwinkeln zu einer eleganten Landschaft von größerem Ausmaß zusammenfügen lassen.

Diese beiden Werke gelten als die prägnanteste Darstellung des Verhältnisses zwischen dem Pfad der Harmonie und kreativer Freiheit. Kurz darauf machten die Eröffnung der Origami-Akademie und Glaux’ Ernennung von Fischer zum neuen Familienoberhaut die Werke wieder zum Gesprächsmittelpunkt.

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