Ansichten von Sternskiffen auf See: Die Xianzhou Zhuming
Ein Kapitel aus den Reiseberichten, die Baiheng, eine berühmte Pilotin von Xianzhou, hinterlassen hat. Es beschreibt ihre gesamte Reise als Botschafterin zur Xianzhou Zhuming.

(I)

Urgroßmutter sagte: „Die Zhuming werde ich mein Lebtag nicht sehen. Streifend durch die Galaxie. Ach, welch Marter.“

Ha, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte sie immer eine Menge solcher kitschiger Aussprüche parat. (Darf ich das sagen?) Sie beschwerte sich immer, dass sie „mein Lebtag nicht den Kristallpalast von Thalassa“, „mein Lebtag nicht Pier Point“ oder „mein Lebtag nicht Planet Screwllum“ sehen würde ... Also im Prinzip jeden Ort, den sie als sehenswert empfand. Im Herrschaftsgebiet der Allianz hätte nichts einen Piloten daran gehindert, dort hinzufliegen.

Doch bevor ich dorthin verbannt wurde, war die Xianzhou Zhuming für mich immer ein Ort, den es eher zu meiden galt – doch warum? Natürlich nur wegen meiner eigenen Vorurteile, denn ich dachte, sie wäre ein glühend heißer Schmelzofen, dessen Feuer alles verzehrte.

Bei der Himmelreisekommission wird uns vom ersten Tag an eingebläut, dass „Feuer und Fell sich nicht vertragen“. Für foxianische Piloten ist es überaus wichtig, dass wir uns vor jedem Einsatz mit feuerhemmendem Gel einsprühen. Glaubst du also wirklich, ich würde mich von einem Ort wie der Zhuming abschrecken lassen?

Doch der Tag meines Exils auf der Zhuming rückte unausweichlich näher. Die Kranichfeder-Orbitflotte der Yaoqing war im Owenley-System in eine Auseinandersetzung mit den Wesen des Überflusses verwickelt, was wiederum die Hauptflotte aufhielt. Das Büro für militärische Angelegenheiten hatte mich und ein Dutzend als Delegation auf einem Schlachtschiff zur Zhuming geschickt, um Ausrüstung und Verstärkung anzufordern.

Durch das Fenster des Schiffs erblickte ich zum ersten Mal diesen gewaltigen Schmelzofen – nein, mit einem Schmelzofen hatte das nichts zu tun. Die Xianzhou Zhuming ist wie eine kunstvoll geschnitzte goldene Lotusblume, deren glänzende Blätter sich nach und nach um den Rumpf entfalten, in blaues Sternenlicht gebadet. Sie ist ein friedlicher Ort, ruhig und friedlich.

„Ist das ... Xianzhou? So sieht es hier aus? Das ist ganz anders als diese fliegenden Himmelsboote, von denen man uns in der Gilde erzählt hat.“ Diese Austauschschülerin von der Intelligenzia-Gilde sah mich halb erstaunt und halb neugierig an, als sie aussprach, was auch ich eben dachte.

„Ja, wie es scheint, haben sich die Meisterhandwerker, die dieses Schiff gebaut haben, nicht nur bei dessen Form, sondern ganz grundsätzlich einige Freiheiten genommen.“ Ich lachte auf. Schließlich war es nun schon siebentausend Jahre her, dass diese gewaltigen Wanderschiffe zu ihrer Fahrt durch das Sternenmeer aufgebrochen waren, und mittlerweile hatten ihre Bewohner sie bis zur Unkenntlichkeit verändert. (In der Philosophie gibt es ein ähnliches Konzept. Wie war noch gleich der Name? Das Schiff der Polka? Nein, das Schiff des Screwllummeus?)

Aber sie kann nichts dafür. Ein jeder bildet sich seine eigenen Vorurteile über Orte, die er noch nie gesehen hat. Da bin ich schließlich auch nicht anders.

In meiner Vorstellung war die Zhuming dieser unansehnliche Schmelzofen, in dem es überall Funken sprühte und muskelbepackte Handwerker ihre Schmiedehämmer schwangen. Es tut mir leid. Ich hatte offenbar zu viel Zeit mit vorzivilisatorischen Kulturen verbracht und dabei komplett vergessen, dass Xianzhou über die allerneueste Technologie verfügte, wobei die Zhuming zu den fortschrittlichsten Schiffen überhaupt gehörte.

Dieses Gefühl von einer „strahlenden Zukunft“ wie in Science-Fiction ist besonders ausgeprägt, wenn man den Hafen der Sternskiffe betritt. Es fühlt sich an, als steige man in ein erfrischendes Wasserbecken, das in einem sanften, gelben Licht schimmert. Die gewaltige Sternskiff-Plattform wirkt wie aus einem einzigen Block Mondstein gehauen, der am Horizont verschwindet. Noch beeindruckender ist, wie nahtlos das Gerüst der Struktur in den Hafen übergeht, als wäre es ein Gewebe aus Metall, das organisch aus dem Gestein darunter gewachsen ist.

Zweifellos wurde diese stolze, unübersehbare Demonstration der Handwerkskunst für genau diesen Zweck geschaffen – um etwaige Vorurteile hochmütiger Außenweltler zu widerlegen.

Und der Gesandte der Kunsthandwerkskommission, der geschickt wurde, um unsere Delegation zu begrüßen, sah aus wie ein kleines Kind, kaum ein Teenager.

„M... Meister Huaiyan hat mich geschickt, um euch zu empfangen ...“

Seine schüchterne junge Stimme und die Abwesenheit spitzer Ohren deuteten darauf hin, dass es sich hier nicht um einen unterentwickelten Vidyadhara handelte. Er musste also ein persönlicher Lehrling von Huaiyan sein, ein Wunderkind von wer weiß woher.

„Seid gegrüßt, verehrte Gäste von der Delegation. Ich bin ein Handwerker der Zhuming-Kunsthandwerkskommission ... Yingxing mein Name. Meister Huaiyan ist mit der Anfertigung der neuen Ausrüstung beschäftigt und hat mich geschickt, euch an seiner statt zu empfangen. Vielmehr ... habe auch ich noch viel Arbeit zu erledigen, und im Gegensatz zu anderen Bewohnern Xianzhous werde ich nicht sehr lange leben. Wenn ihr mir also bitte eiligst folgen würdet, damit wir die Übergabe abwickeln können ...“

Der Handwerker, der uns willkommen heißt, gehört einer kurzlebigen Spezies an? Ich bin vor lauter Überraschung schon ganz ausgelaugt. Welche Überraschungen die Xianzhou Zhuming wohl noch für mich auf Lager hat?

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