Aventurin

Eine hochrangige Führungskraft in der Abteilung für strategische Investitionen der IFK und ein Mitglied der Zehn Steinherzen. Sein Kernstein ist „Aventurin der Kriegslist“.
Er ist ein prahlerischer Hasardeur und verbirgt seine wahren Absichten oft hinter einem Lächeln.
Seine derzeitige Stellung erlangte er, indem er gegen das Schicksal selbst wettete. Für ihn ist das Leben ein Spiel, in dem es um hohe Einsätze und hohe Renditen geht, und das er mit souveräner Leichtigkeit beherrscht.

„Ich muss dir etwas über den neuen Mitarbeiter berichten.“

„Worum geht es, Erwin?“

„Es geht um Beschwerden über ihn, sowohl offizielle als auch private. Mein Postfach wird mit ihnen regelrecht überflutet. Vielleicht sollten wir seine Aufnahme in die Abteilung für strategische Investitionen noch einmal überdenken.“

„Was steht in den Beschwerden?“

„Es geht hauptsächlich um seine Herkunft. Seine Augen ...“
„Er hat die Abteilung für Marketingentwicklung schon einmal mit der falschen Behauptung getäuscht, dass im Ödland von Sigonien Energiequellen vorhanden sind, die noch nicht ausgebaut und genutzt werden. Es wurden riesige Summen investiert, bevor wir merkten, dass es sich um einen Betrug handelte.“
„Und dann ist da noch der notorische Fall Egyhazo Aventurin. Er gaukelte der Intelligenzia-Gilde vor, dass die Überreste von Tayzzyronth, dem Imperator Insektorum, dort begraben seien. Obwohl die Gelehrten extrem vorsichtig waren, ließen sie sich dennoch an der Nase herumführen.“
„Und wir dürfen auch nicht die Briefe der sigonischen Ratsmitglieder vergessen. Sie werfen seinem Stamm vor, Vereinbarungen gebrochen und Zwietracht gesät zu haben, was den Frieden zwischen den Stämmen nachhaltig beeinträchtigt und zu wiederholten Verzögerungen bei Vereinbarungen zwischen Sigonien und der IFK geführt hat. So eine Person als Mitarbeiter der IFK würde unser Ansehen in der Öffentlichkeit stark schädigen ...“

„Wenn das alles ist, was es an Beschwerden gibt, dann kannst du dir die Worte sparen.“

„... Du weißt schon längst Bescheid?“

„Jeder Edelstein ist einzigartig, und unsere Aufgabe ist es, in ihn zu investieren.“
„Wir brauchen uns nicht um die sturen Oldtimer zu kümmern, die sich beschwert haben. Diese Gerüchte werden irgendwann ... Nein, jemand muss es ihm schon ins Ohr geflüstert haben. Dann sollten wir diese Chance nutzen und schauen, was für eine Überraschung er für uns bereithält.“

„Du bist schon was Besonderes, Junge ... Ich weiß immer noch nicht, wie du es geschafft hast, mein ganzes Geschäft zu ruinieren. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Wenn es hart auf hart kommt, jage ich den ganzen Laden in die Luft ... Was willst du dagegen tun?“
Mad Bull von Iymanika signalisiert seinen Anhängern, ihren Griff zu lockern. Der andere Mann erhebt seinen Kopf vom Tisch und schüttelt den Staub von seinem Kragen.
„Ihr arroganten Hunde von der IFK habt uns Wanderer nie wirklich respektiert, oder? Aber hier in unserem Gebiet müsst ihr nach unseren Regeln spielen.“

Mad Bull leert sein Magazin und wirft es dem anderen Mann vor die Füße.
„Sechs Schüsse. Spätestens nach sechs Schüssen wird das Schicksal entscheiden, ob wir leben oder sterben. Traust du dich das?“

Der andere Mann beugt sich herunter und hebt den Revolver auf.
„Viel zu viele Leute haben schon eine Waffe auf mich gerichtet. Einige von ihnen haben sogar den Abzug gedrückt ... Und jetzt rate mal, warum ich immer noch hier vor dir stehe.“
Der Mann steht auf, schaut Mad Bull in die Augen, hebt die Waffe und hält sie direkt gegen sein eigenes Herz.
„Das liegt daran, dass die Waffe immer in meiner Hand landet.“

„Und dein kleines Spiel ist uninteressant ... Ein Schuss von sechs? Das reicht nicht. Wenn du das Schicksal herausfordern willst ...“
Sechs aufeinanderfolgende Schüsse donnern durch das Raumschiff, in dem es plötzlich totenstill wird. Nachdem sich der Rauch verzogen hat, hebt der Mann die Waffe wieder und geht auf Mad Bull zu. Der Revolver ist jetzt mit einer neuen Patrone geladen.
„Du musst erst lernen, wie du dich in einen Würfel verwandelst.“
„... Du willst dich nicht ergeben, aber warum? Weil du dieses lausige Glücksspiel spielen willst? Oder ...“
Er zielt mit der Waffe in die Dunkelheit.
„Wegen ihr?“

Eine Frau, mit einer Pistole in der Hand tritt langsam aus der Richtung hervor, auf die der Revolver zeigt. Mad Bull sieht aus, als hätte er bei ihrem Anblick den Joker gezogen.
„Jade, so war das aber nicht abgemacht ...“
In diesem Moment eröffnen beide gleichzeitig das Feuer und zwei schwarz gekleidete Gestalten stürzen hinter ihnen aus den Schatten zu Boden.

„Die IFK hat überall Feinde, oder?“ Die Frau steckt gelassen ihre Pistole in den Halfter, holt ihren Kosmetikspiegel heraus und überprüft ihr Äußeres.
„Du hast uns als Köder benutzt, um sie glauben zu lassen, dass wir uns zerstritten haben, und dann hast du sie alle ausgeschaltet ... Ein cleverer Trick, wenn auch ein bisschen leichtsinnig.“ Er grüßt die Frau mit einem Lächeln, obwohl seine Hände leicht zittern.

„Ein Trick? Nein, das war nur ein Test.“
Die vornehme Dame öffnet ihre Handfläche und enthüllt einen schimmernden Aventurin in einem außergewöhnlichen Farbton.
„Daran ist nichts Seltsames. Edelsteine sind dazu bestimmt ... begehrt, gesucht, geschliffen und verkauft zu werden.“
„Aber du kannst noch so viel mehr schaffen. Das hängt nur davon ab, wie du dich selbst siehst.“

Er geht in den Raum am Ende des Flurs und plötzlich fällt ihm ein, dass er beim letzten Mal, als er hierherkam, noch in der grotesken Position eines Gefangenen war. Jetzt steht er aufrecht und blickt auf diejenigen, die ganz oben in der Abteilung sitzen.

Die blonde Frau liest einen langen und langweiligen Bericht vor, und er hört aufmerksam zu. Diese kalten, gefühllosen Zahlen können weder die Gefahren übermitteln, die ihn auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod ständig begleiteten, noch können sie ausdrücken, wie viel er auf dieser Reise verloren und gewonnen hat. Was ihn interessiert, ist herauszufinden, ob sie ein Mensch oder ein Omnic ist.

Der Aventurin-Stein, das Symbol der Macht und der Zukunft, wird ihm offiziell überreicht. Doch sobald er ihn in den Händen hält, verliert er seinen Reiz und Wert, obwohl er dafür sein Leben aufs Spiel gesetzt hat.

„Hast du noch Fragen, Aventurin?“, fragt Jade, die einzige Person, die er unter den Anwesenden kennt, zum Schluss.

Die Avginier auf Sigonien ... Was ist mit ihnen danach passiert?

„Leider gibt es auf Sigonien keine Avginier mehr. Du bist der letzte.“

„Was ist mit den Menschen, die mir auf dem Planeten ██ geholfen haben? Jetzt kann ich mich endlich bei ihnen für ihre Freundlichkeit revanchieren.“

„Sie gibt es auch nicht mehr.“

...

Benommen kehrt er in sein Büro zurück. Der Aventurin-Stein auf seinem Schreibtisch leuchtet eigenartig und scheint ihm sowohl zu gratulieren als auch ihn zu verspotten.
„War das Glück im Ringen mit dem Schicksal wirklich auf deiner Seite?“

„Penacony ... Ist Diamant endlich bereit, etwas dagegen zu tun?“
Das Miniaturmodell auf dem Tisch dreht sich weiter und die kristalline Erinnerungsblase spuckt winzige Schaumkugeln aus.

„Man kann sich die historischen Schulden gar nicht vorstellen. Der Gewinn ist also auch ... schockierend hoch.“
Die Person vor ihm hat ihm den Rücken zugewandt und blickt stattdessen auf den purpurroten Himmel von Pier Point bei Sonnenuntergang.

„Aber warum ich?“
Die Person schaut weiterhin von ihm weg. So scharf seine Augen auch sind, er kann die wahren Absichten hinter dieser Entscheidung nicht entschlüsseln.

„Ich hätte es eigentlich tun sollen, aber Diamant meint, dass die Familie noch Wert auf Zusammenarbeit legt und hofft, dass diese Angelegenheit friedlich gelöst werden kann.“
„Nach reiflicher Überlegung bin ich also zu dem Schluss gekommen, dass du der beste Kandidat bist.“

„Wir sprechen uns erst zum zweiten Mal. Hast du wirklich so viel Vertrauen in mich?“

„Nein, ich habe dir noch nie vertraut. Jade vielleicht schon, aber ich nicht.“
„Vielleicht ist das Glück diesmal nicht auf deiner Seite und du musst die Zeche für all dein bisheriges Glück bezahlen.“

Endlich dreht sich die Person vor ihm um. Das schillernde Licht spiegelt sich auf dem entfernten Gebäude, während eine Spieluhr eine Melodie spielt, die gerade völlig fehl am Platz ist.
„Aber ist es nicht genau das, wonach du dich gesehnt hast?“