Verfügbar auf Figurenstufe 20
Hyperborea, das Nördliche Reich. Ein eisiges Reich, in dem der Ehrgeiz unaufhörlich brennt.
Seit der kinderlose Herrscher fiel, ist der Thron leer, während das Reich sich in endlosen Bürgerkriegen selbst zerfleischt.
Flüchtlinge, die ihr Zuhause verloren haben, sind gezwungen zu betteln, um zu überleben. Ein verwundetes Mädchen mit ungewöhnlichen, blauen Haaren hebt sich deutlich vom makellosen Schnee ab.
„Nur jene von königlichem Blut, die von Talanton gesegnet sind, besitzen solch flammengleiches blaues Haar, und nur die Auserwählten haben goldenes Blut, das durch ihre Adern fließt ...“
Allein durch einen flüchtigen Blick nimmt ein ehrgeiziger Aristokrat das Bettlermädchen bei sich auf und beginnt, Gerüchte über eine verlorene Prinzessin zu verbreiten.
Sie führen sie auf eine prachtvolle Bühne, wo der Aristokrat ihren Arm hoch in die Luft reckt. Von ihrer gestochenen Fingerspitze tropft Blut, so golden wie die Morgendämmerung selbst.
Die Menge zu ihren Füßen wird wild vor Aufregung, und ihre hitzige Erwartung scheint auch sie entflammen zu wollen.
„Von diesem Tag an bist du Prinzessin Cerydra.“
Der Aristokrat führt sie in den Palast, wo sie in prunkvolle, schwere Gewänder gekleidet wird.
„Cery... dra?“
Ein kurzes Zögern bringt ihr eine so scharfe Ohrfeige ein, dass ihr fast die Tränen in die Augen steigen.
„Ich bin ... ich bin ... Cery... dra ...“
„Ich bin Cerydra.“
„Das bin ich.“
Sie unterdrückt ihr Zittern, während entfernte Schreie verklingen.
Das Wehklagen der vorherigen Prinzessin.
Sie übt sich täglich in der Etikette des königlichen Hofes, bis ihr das enge Korsett keine Schmerzen mehr bereitet, bis sie selbstbewusst Reden halten kann.
„Da die Prinzessin noch jung ist, werde ich als Regent dienen und die Angelegenheiten des hyperboräischen Imperiums leiten.“ Der Aristokrat sammelt in ihrem Namen Unterstützung, während er die königliche Autorität an sich reißt.
„Sie ist nur ein Bauernopfer, das wir wegwerfen können, aber sie spielt ihre Rolle gut genug, um sie vorerst zu behalten.“ In den Schatten tauschen der neue Regent und der Kanzler ein wissendes Grinsen aus.
Die endlosen Tage in Gefangenschaft verschwimmen, während die junge „Prinzessin“ widerwillig das ferne Glitzern der Sterne aufgibt, um sich auf ihr Schachbrett zu konzentrieren.
Es ist das Spiel um ihre Selbsterhaltung.
„Stolze Prinzessin, deine Augen, sie sind immer wachsam, immer etwas verbergend ... Sie sind wie ...“
„Wie was?“
Fast mühelos wird sie bald den Rand des Schachbretts erreichen.
„Wie eine Flamme, die kurz davor ist, entfacht zu werden ...“
Mit einem bittersüßen Lächeln setzt ihre Lehrerin die letzte Schachfigur. Nach tausenden Partien gibt es keine Schachstrategie mehr, die die Prinzessin nicht gemeistert hat.