Jiaoqiu

Ein foxianischer Heiler und Berater von der Xianzhou Yaoqing. Meistens begrüßt er die Menschen mit einem Lächeln auf den Lippen, aber sein Herz ist voller Intrigen.
Geboren in einer angesehenen Familie der Alchemiekommission, wandte er sich einst von der Medizin ab, weil er ein gebrochenes Herz hatte. Doch dann kehrte er zurück, um General Feixiao, auch bekannt als die „Merlinskralle“, zu heilen.
Ein Experte auf dem Gebiet alchemistischer Rezepte, der Nahrungsmittel als Heilmittel betrachtet, vor allem wenn sie scharf sind. Er erfand eine medizinische Formel, die in einem Kessel zubereitet wird, das sogenannte „Neun-Quadrat-Gitter“.

Am Windschauersee auf der Yaoqing.
Trotz des trüben Regens schmückten gelbe, schwimmende Blätter und Blüten in Herzform die Seeoberfläche, auf der ab und zu muntere Fische auftauchten. Auch Schildkröten, die sich am Kieselstrand sonnten, waren an diesem von Lotusblumen und Wasserkastanien gesäumten Seeufer ein vertrauter Anblick.

Ein junger Foxianer ruderte in einem kleinen Boot mit einem Kräuterkorb auf dem Rücken, in dem er seine Ernte aufbewahrte. Regentropfen liefen ihm über beide Ohren und er wischte sie mit einer sanften Handbewegung weg.
Er sammelte Herzblätter auf der Wasseroberfläche, pflückte Lotusblüten und schälte Wasserreisstängel, die er sich lässig in den Mund schob, um sie zu probieren.
„So süß und erfrischend, was für ein Hochgenuss ...“
Nachdem er die Pflanzen geerntet hatte, steuerte er das Boot zurück und lief leichtfüßig über das Ufer, bevor er die Kleidung eines Heilers anlegte.
...
Im Inneren der Klinik stieg nebliger Dampf auf und verlockende Düfte erfüllten den ganzen Raum.
„Seit deinem letzten Besuch hat sich dein Puls etwas beruhigt, aber du solltest dich trotzdem mehr ausruhen und auch gesünder ernähren. Willst du eines meiner neuen Heilmittel ausprobieren?“
Mit einem Lächeln legte er das Kissen für sein Handgelenk und die goldenen Nadeln beiseite und holte eine ganze Reihe neuer ärztlicher Instrumente hervor.
Als der ältere Mann auf den in neun Abschnitte unterteilten Kessel vor sich starrte, konnte er sich ein schiefes Lächeln nicht verkneifen.
„Die meisten Menschen erfinden in ihrem ganzen Leben nicht ein einziges anständiges Medikament, aber du schaffst das an einem Tag.“
„Du schmeichelst mir, Meister. Diese Formel, die in einem Kessel zubereitet wird, ist das sogenannte ‚Neun-Quadrat-Gitter‘. Die Zubereitung ist einfach, aber die Wirkung ist erstaunlich.“
Der Bursche schüttete die Zutaten aus seinem Korb, reinigte sie schnell und schnitt sie dann in Scheiben. Währenddessen fing die Mischung im Kessel an zu blubbern und zu kochen.
„1 Tael Wolfsmilch, 3 Qian Heide-Wicke und 4 Li Wüstenginseng ... Mit großen Knochen aufkochen und dann mit Schalentieren mischen, um den bitteren Geschmack zu vertreiben. Dieses Gebräu sorgt für einen erholsamen Schlaf.“ Die Schmerle und der Segelflossen-Schnapper wärmen den ganzen Körper und stärken das Qi und das Blut. Die Scheiben müssen nur für zwei bis drei Sekunden in kochendes Wasser getaucht werden.“
„Diese grünen Pilze, Silbernadelteeblätter und Schneelotuswurzeln wurden von mir am Windschauersee in abgekochtem Bodensatz angebaut. Sie schmecken nicht nur lecker und frisch, sondern haben auch gesundheitliche Vorteile.“
Als die glänzenden Fischscheiben in der kochenden Suppe verschwanden, ließen sich Meister und Schüler eine köstliche Mahlzeit schmecken und vergaßen schnell den kalten Regentag.

Nach dem Essen legte der ältere Mann seine Stäbchen mit einem nachdenklichen Blick ab, als ob ihm plötzlich eine Erkenntnis gekommen wäre.
„Diese Mahlzeit, die ich gerade gegessen habe, dieses ‚Neun-Quadrat-Gitter‘ ... Mir scheint, du wolltest mir damit etwas sagen.“
Der Bursche stand auf und verbeugte sich feierlich.
„Meister, wie immer hast du recht. Ich habe mich entschieden, der Alchemiekommission nicht beizutreten.“
„Obwohl es eine interessante Erfahrung wäre, möchte ich lieber den gewöhnlichen Menschen mit meiner Heilkunst helfen. Und am dringendsten werden Heiler auf dem Schlachtfeld benötigt, und zwar da, wo die Streitkräfte der Yaoqing stationiert sind.“
„Unter den vielen Heilkunstschulen setzen nur die Anhänger der Ranzhi-Schule, der auch wir beide angehören, auf den Grundsatz ‚Nahrung als Heilmittel‘. Nur wir glauben daran, dass die Freude am Essen Schmerzen und Krankheiten lindern kann ... Ich habe das ‚Neun-Quadrat-Gitter‘ erfunden, um den Soldaten auf dem Schlachtfeld zu helfen, denn es kann einfach und effektiv die Kälte vertreiben, die unseren Körper plagt.“
„Wir müssen diejenigen am Leben erhalten, die noch atmen. All die Zeit und die Mühe, die die Alchemiekommission in die Förderung meines Talents gesteckt hat, würden sich erst dann auszahlen, wenn ich die Menschen mit einer einfachen Heilformel von Schmerz und Leid befreien könnte.“
Der alte Mann schien dem Burschen seine Entscheidung ausreden zu wollen, aber dann überlegte er es sich anders.
„Auf dem Schlachtfeld ist es bitterkalt ... Denk daran, vor der Reise noch weitere wärmende Lebensmittel einzupacken.“

Die Truppen der Yaoqing kämpften ununterbrochen auf fremden Planeten. Der junge Heiler arbeitete weiter daran, die Heilformel für den Kessel zu verbessern, um sie an die immer schwierigeren, anspruchsvolleren und unvorhersehbareren Bedingungen anzupassen, denen die Soldaten trotzen mussten.

Seine ungewöhnliche, aber sehr wirksame Rezeptur sorgte dafür, dass sein Name schon bald in aller Munde war und er sich sowohl das Vertrauen der Offiziere als auch der Soldaten der Yaoqing erwarb.
Trotz dieses Erfolgs war ihm immer noch schwer ums Herz.
Jeden Tag, wenn das Signalhorn erklang, um den Abmarsch anzumelden, dachte er daran, dass die Verwundeten, die er geheilt hatte, wieder auf das Schlachtfeld zurückkehren mussten.
Jeden Tag, wenn er die Schritte der zurückkehrenden Truppen hörte, wusste er, dass weitere bekannte Gesichter in der Runde um seinen Kessel fehlen würden.
Erst kürzlich war der Soldat gefallen, der bei seiner Rückkehr immer lauthals forderte, aus dem Kessel zu essen.
Nach getaner Arbeit verließ er das Feldlazarett und stieß einen langen Seufzer aus. Die Kälte machte ihm nicht das Geringste aus, obwohl es schneite.
Als das Signalhorn erneut ertönte, war die Armee schon wieder abmarschbereit. Schon bald würde das Feldlazarett erneut mit schwer verwundeten Soldaten gefüllt sein. Sicher, er konnte Verwundete vor den Pforten der Hölle retten, aber trotzdem verloren so viele junge Menschen in dem endlosen, unerbittlichen Krieg ihr Leben.

Seine Abende verbrachte er meist im Gespräch mit General Yueyu. Aber diesmal dauerte es ungewöhnlich lange, bevor er das Wort ergriff ...
„Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht ... Ich heile die Soldaten, nur um sie dann wieder aufs Schlachtfeld und in die Arme des Todes zu schicken. Wozu bin ich dann als Heiler da?“

Ein dumpfer Schrei ertönte aus der Richtung des Feldlazaretts. Erst nachdem er einige Male geblinzelt hatte, bemerkte er, dass seine beiden Augen trocken waren, vermutlich schon seit einer ganzen Weile ...
Sie waren so trocken, dass er keine Tränen mehr vergießen konnte.

Wieder einmal musste die Armee ausrücken.
Doch die entsetzlichen Leichen, die unverändert hohen Verluste, das anhaltende Artilleriefeuer und eine ungeheuerliche Kreatur, die am Himmel auftauchte, waren allesamt Vorboten eines zerstörerischen Krieges, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hatte.

Bis eines Tages das gewaltige Wolkenblick-Teleskop, das den Willen von Billionen von Menschen an Bord der Xianzhou verkörperte, endlich die lang ersehnte Antwort erhielt.
Eine verheerende Explosion erschien aus heiterem Himmel und verwandelte die Ausgeburten des Überflusses in ein Miasma des Blutes. Das Licht war so grell, dass es die Himmelskuppel in Stücke riss.
Sogar Berge und Hügel, die davon berührt wurden, verwandelten sich in Staub.
Er beobachtete, wie sich die Ausgeburten des Überflusses und die Mitglieder der Xianzhou-Legion, die es nicht geschafft hatten, sich rechtzeitig zurückzuziehen, einfach auflösten.
Dann wurde ihm berichtet, dass das Mädchen, das immer an der Seite von General Yueyu war, sich durch die vernichteten feindlichen Reihen schlängelte und versuchte, die restlichen lebenden Soldaten zurückzubringen.
Noch bevor sie von der Lichtwelle erfasst wurde, stürzte er sich mit letzter Kraft auf sie, um sie vor der zerstörerischen Lichtflut zu retten, doch dann verlor auch er das Bewusstsein.
...
Zerfetzte Fahnen wehten im Wind, als sich die wenigen Überlebenden schweigend um das Lagerfeuer versammelten.
Klonk, klonk, klonk ...
Ein heftiger Windstoß wirbelte einen zerschlagenen Kessel über den verwüsteten Boden.

Eigentlich hätte sich sein Körper längst an das eiskalte Klima gewöhnen müssen, da er schon so lange auf diesem Planeten stationiert war. Doch so kalt wie jetzt war ihm noch nie. Er fror in seinem Inneren.
So wie immer nahm er das eiserne Gefäß in die Hand, füllte es mit Wasser und brachte es zum Kochen, bevor er die Restbestände seiner Zutaten hineinwarf.
„Trotzdem ist mir immer noch so kalt ...“
Die Überlebenden verschlangen schweigend ihre Mahlzeiten.
„Vielleicht sollte ich noch etwas Gewürz hinzufügen.“
Mit diesen Worten griff er nach dem Medizinbeutel, den er immer bei sich trug.
„Immer noch nicht scharf genug.“
Er mischte noch mehr Chilischoten unter.
„Das reicht immer noch nicht.“
Er schüttete alle Gewürze, die er bei sich hatte, in den Kessel.
„Das war alles.“
Als das Chiliöl anfing zu blubbern, nahm er ein Kraut aus dem Kessel und probierte es. Endlich schmeckte er das Gewürz auf seiner tauben Zunge. Er spürte, wie ihn ein Stromschlag durchlief. Zum ersten Mal fühlte er sich wirklich lebendig!
Es war ein Gefühl, das fast schon schmerzhaft war.

Am Windschauersee auf der Yaoqing.
Trotz des trüben Regens schmückten gelbe, schwimmende Blätter und Blüten in Herzform die Seeoberfläche, auf der ab und zu muntere Fische auftauchten. Auch Schildkröten, die sich am Kieselstrand sonnten, waren an diesem von Lotusblumen und Wasserkastanien gesäumten Seeufer ein vertrauter Anblick.

Mit einem Kräuterkorb auf dem Rücken ruderte er im Regen in einem kleinen Boot in die Mitte des Sees hinaus, bis er klatschnass war.
Er sammelte Herzblätter auf der Wasseroberfläche, pflückte Lotusblüten und schälte Wasserreisstängel, die er sich lässig in den Mund schob, um sie zu probieren.
„Hmm, schmeckt nach nichts ...“ Er schüttelte den Kopf.
„Herr, ein älterer Mann sucht dich drüben in der Gaststätte. Er behauptet, er sei ein alter Freund von dir ...“
Ein Schüler rief von der anderen Seite des Sees herüber, woraufhin er mit einem Seufzer das Boot wieder zurück ans Ufer ruderte.

Er wusste zwar nicht, aus welchem Grund der Besucher gekommen war, aber seine alte Berufung als Heiler hatte er schon vor langer Zeit an den Nagel gehängt.
„Bist du hier, um die Kost aus dem Kessel des Windschauer-Speisehauses zu probieren, Meister? Ich muss dich allerdings warnen: Unsere Gerichte sind entweder sehr scharf oder extrem scharf.“
Der alte Mann seufzte ihm vom anderen Ende des Tisches entgegen.
„Wenn ich mich richtig erinnere, hast du vor deiner Zeit bei der Armee viel lieber fades Essen gegessen.“
Ein Anflug von Nostalgie funkelte in seinen Augen, als er den Kessel herrichtete.
„Die Leute ... ändern sich eben.“
Der Alte nahm ein Stück Segelflossen-Schnapper und tauchte es in die kochend heiße, rote Brühe.
„Dann sollte ich es wohl probieren. Aber ich bin aus einem anderen Grund gekommen. Erinnerst du dich noch an dieses Mädchen, das du gerettet hast?“
„Feixiao, das war ihr Name. Früher ist sie dem früheren General überallhin gefolgt. Jetzt ist sie selbst die Generalin der Yaoqing und braucht einen Heiler an ihrer Seite. Niemand wäre für diese Stelle besser geeignet als du.“
Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Aus irgendeinem Grund erinnerte er sich an den stechenden Schmerz, der er an diesem schicksalhaften Tag auf einer Zunge gespürt hatte. „Alle, die ich gerettet habe, haben sich gleich wieder Hals über Kopf in den Kampf gestürzt. Ihr eigenes Leben ist ihnen nichts wert. Ich werde meine Zeit nicht mehr mit derart undankbaren Aufgaben verschwenden.“
Der Alte legte seine Essstäbchen auf den Tisch und schüttelte den Kopf.
„Du missverstehst mich. Die Generalin ist nicht hier, um dich zu überreden, wieder als Heiler zu arbeiten ... sondern, um dein verschlossenes Herz zu heilen.“
„Sie wird dir sagen ... was die wahre Bedeutung eines Heilers ist.“