Liebste Mutter, liebster Vater,
wie geht es euch?
Bitte vergebt mir, dass ich euch so spät antworte. In der Unterwelt gab es viele Schwierigkeiten und das Waisenhaus ist überfüllt mit Verletzten. Mir blieb keine Zeit für andere Dinge. Ich musste die jüngeren Kinder sogar an Pflegefamilien in der Stadt übergeben, weil sie nicht sehen sollen, was sich im Waisenhaus abspielt.
Was eure Frage angeht: Ja, ich habe Gerüchte gehört, dass die Oberste Wächterin eine Blockade zwischen der Ober- und der Unterwelt angeordnet hat. Ich verstehe eure Sorgen, und mir geht es genauso. Aber aus meiner Sicht kann ich die Menschen hier unten auf gar keinen Fall im Stich lassen. In diesem außergewöhnlichen Panikzustand kann ich nur hoffen, dass meine bescheidenen Fähigkeiten den Bedürftigen wenigstens ein bisschen Erleichterung bringen.
Zum Glück weiß ich, dass ihr meine Entscheidung respektieren werdet. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich gerade aus dem College kam und du, Papa, mir gesagt hast: „Jeder, der Medizin praktiziert, nur um anständig zu verdienen, wird seine Entscheidung früher oder später bereuen.“ Ich glaube, ich verstehe jetzt mehr als je zuvor, was du damals damit gemeint hast.
Ich weiß es nicht, wann wir uns wieder sehen werden, aber ich hoffe, dass ihr bis dahin gesund und glücklich bleibt. Eure Tochter ist inzwischen erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen. Macht euch also um mich keine Sorgen.
Eure Tochter, Natasha