Verfügbar auf Figurenstufe 80
Bevor sie König wurde, reiste das Mädchen durch ihre Heimat. Zu dieser Zeit war die ganze Welt, als wäre sie gerade erst geboren worden; unbekannte Blumen blühten in den Tälern und unbekannte Bäche reflektierten die Morgensonne. Für das Mädchen gab es zu viele Dinge, die noch keinen Namen hatten, und es konnte nur mit dem Finger darauf zeigen und einem gewissen belesenen Gefährten endlose Fragen stellen.
Füttern von Pferden, Sägen von Feuerholz, Rennen nach Herzenslust ... Dieses vertraute Leben neigte sich dem Ende zu, doch es störte das Mädchen nicht. Stattdessen dachte sie jeden Tag, wenn sie einschlief, an die nächste Abenteuer.
„Ein wahrer König lebt nicht so.
Ein König darf seine Burg nie verlassen, und diese Burg ist nicht aus Stein oder Ziegel gebaut. Ihr Fundament ist das Vertrauen des Volkes.
Ein König darf sich nicht nach Abenteuern sehnen. Jede Entscheidung muss wohlüberlegt und frei von persönlichen Wünschen getroffen werden.
Ein König darf kein Eigenleben führen. Er ist das Symbol der Nation, und in jedem Wort, das er spricht, egal zu wem, muss er die Kraft zur Führung tragen.“
Für die meisten wäre eine solche Rolle eine unerträgliche Bürde. Doch der Magier, der das Mädchen entdeckte, hatte ein scharfes Auge – es übernahm die Rolle mit Leichtigkeit. Selbst als Mann aufzutreten, erregte keinen Verdacht – obwohl ein Hauch von Magie natürlich dabei half.
„Das Seltsame ist, dass ihre Probleme nicht daher rühren, dass sie an Regeln gebunden ist.
Im Gegenteil – was ihr am meisten zu schaffen macht, ist der Verlust jeglicher Zurückhaltung.
Ah ... ich weiß, das ist wahrscheinlich schwer zu verstehen. Vielleicht ist es besser, es anhand eines bekannteren Beispiels zu erklären.“
Am Rande des Kosmos liegt ein Planet, der von rauem Wetter heimgesucht wird und wo die fragile Heimat der Menschheit endlosen Gefahren ausgesetzt ist. Um sie zu schützen, ernannten die Menschen einen „König“ und füllten den Tagesplan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Dadurch wurde der Planet vereint und geordnet. Ihre Bemühungen, ihre Welt zu verteidigen, gelangen mit perfekter Präzision.
Jahre später entdeckte der König ungewöhnliche Lücken im Terminkalender. Obwohl sie Ruhe als Luxus empfand, den sie sich nicht leisten konnte, boten ihr alle um sie herum Erklärungen an. Mit ihrer scharfen Intuition drang sie zu der zugrunde liegenden Wahrheit vor: „Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun können, damit morgen besser wird als heute.“
„Für Außenstehende schien der König endlich frei zu sein, allen Wünschen nachzugehen.
Doch als sie ihre Optionen abwägte, erkannte sie, dass jede Entscheidung irgendwie falsch erschien.
Eine grausame Ironie – je mehr du darüber nachdenkst, desto weniger Menschen verstehen deine Bürde wirklich.“
Dieser Fluch folgte dem König bis ins Grab. Ihr treuester Ritter wandte sich von ihr ab, während ihr vielversprechendstes Pflegekind das Schwert gegen sie richtete.
Das Königreich, das sie zu Größe führte, wurde schließlich durch ihre eigenen Hände zerstört.
„Wenn doch nur jemand Würdigeres den Thron bestiegen hätte.“ So lautete ihr Selbsturteil in ihrem letzten Atemzug.
Aber keine Sorge. Das Mädchen, das sie jetzt ist, mustert sich selbst nicht mehr mit solch strengen Augen.
„Wenn wir das Ergebnis betrachten, dann hat sich alles verändert, als ich an diesem schicksalhaften Krieg um den Heiligen Kelch teilnahm.
Aber du musst verstehen, dass der Krieg um den Heiligen Kelch nur eine Gelegenheit war.
Er hielt dich in deinem stürmischen Vorstoß auf und ermöglichte dir, endlich die Schönheit zu sehen, die dich stets umgab.
Ich bin immer noch der König, und dies ist nur eine weitere Art, meine Pflicht zu erfüllen.
Wie die Blumen im Frühling ... Wenn man ihre Schönheit bemerkt, beginnen sie bereits zu verwelken. Doch glücklicherweise werden die Blumen zwar irgendwann zu Erde, aber die Zweige, an denen sie blühen, bleiben erhalten.
Diese Zweige voller Verheißung warten für immer auf den nächsten Frühling.“