Verfügbar auf Figurenstufe 20
„Zehn-Fürsten-Urteil der karmischen Sühne.“
Die Richterin, die weiß wie der Schnee gekleidet war, verließ die schwach beleuchtete Straße und versperrte ihm so seinen letzten Ausweg.
Der Mann kam zwar näher, doch seine Angst war an seiner schrillen, zitternden Stimme deutlich zu hören. „Wie ... Reicht es denn nicht, sie zu schnappen?“
Sein Satz hatte zwar mit „wie“ begonnen, doch es handelte sich dabei eher um eine rhetorische als um eine gewöhnliche Frage. Die semantische Analyse lief wieder und wieder im Kopf ab, doch außer „das Ziel wusste offensichtlich, wer der Komplize war“ gab es keine Informationen.
Sie beschloss, die Mission, die man ihr zugeteilt hatte, sofort zu erfüllen.
Augen, Stirn, Kinn, Herz, Eingeweide, Unterleib ... Sie nahm mit nur einem Blick alle Körperteile ins Visier, die ein gutes Ziel für einen einzelnen, gut sitzenden Schlag abgeben würden. Foxianer waren zwar für ihre blitzschnellen Reaktionen bekannt, doch ihr Gegner war gänzlich ungeschützt und eine Runde ... maximal zwei Runden sollten reichen, um die Sache zu Ende zu bringen.
Doch dieser Schlag verfehlte sein Ziel.
Die Richterin musterte ihn verwundert. Der Körper des Mannes mit seinen wogenden Muskeln erinnerte sie an wuselnde Mäuse, in seinen Augen ein Funkeln, das von der Gewissheit zeugte, seinen Plan erfolgreich ausgeführt zu haben.
Er keuchte heftig, als wäre er kurz davor, einer tödlichen Krankheit zu erliegen. Als ihn schließlich ein unbändiger Schmerz durchfuhr, sprossen großflächig feine Härchen aus seinem Körper, während eine unsichtbare Kraft seine Gliedmaßen und seinen Leib bis zum Bersten anschwellen ließ. Im Licht des Mondes, das die Höhle erfüllte, erhob sich ein monströser Werwolf. In den Augen der Richterin war die blutige Silhouette, die seinen Körper umgab, zu einem lodernden Feuer entflammt.
„Du ... suchst den Tod.“ Aus Gewohnheit hatte sie den Drang, zu seufzen, obwohl ihr Körper dazu nicht mehr imstande war. „Vom Gebräu der Jünger des Sanctus Medicus zu trinken wird deinen Untergang nur noch beschleunigen.“
Der starre Blick des Mannes zeigte kaum eine Regung. „In dem Moment, als du mich fandest, war mein Schicksal bereits besiegelt.“
Der Foxianer griff zu seinem Arzneibeutel und schüttete sich noch mehr Pillen ins Maul, als wären es Süßigkeiten. „Du bist ein Werkzeug, das weder Blut noch Tränen vergießt. Du würdest das niemals verstehen ... Ich habe meine Gründe, diesen Ort zu verlassen!“
Eine Bewegung, und plötzlich sah die Richterin nur noch eine gewaltige Faust auf sich zuschießen, die ihr kaum Zeit zum Reagieren ließ. Sie schüttelte ihre Arme, worauf die Kette in ihren Händen eine Schlinge bildete, mit der sie versuchte, die Faust einzufangen.
Doch die Faust schlug mit solcher Wucht in ihrem Brustkorb ein, dass sich unter ihren Füßen ein Krater bildete. Rund um die in Weiß gekleidete Richterin durchzogen Risse den Boden wie ein Spinnennetz.
Doch da war kein Schmerz, nur der sanfte Klang von beschädigten Ingenium-Teilen. Die Richterin in Weiß wusste nicht, wie ihr geschah.