Langlebige Jüngerin

In der düsteren, chaotischen Traumwelt träumte sie immer wieder von der Helligkeit, die sie in diesen wenigen Tagen gesehen hatte. Tausende Hektar Eukalyptusbäume wiegten sich sanft und die Blütenblätter flatterten in der Brise. Die indigoblauen Wellen schlugen gegen die Felsen und verwandelten sich in weiße Jadestücke. Fliegende Vögel breiteten ihre silbernen Flügel aus und verschwanden im grünen Bambuswald.

Sie suchte in ihren Träumen immer nach jemandem, der die Szenerie mit ihr hätte genießen sollen.

Aber alles, was sie sehen konnte, war eine verschwommene Gestalt. Sie erinnerte sich deutlich an das kurze, seidige Haar und die Augen wie schwarze Jadesteine, aber ihre Erinnerungen verblassten in einem Labyrinth, das ihr Nervensystem konstruiert hatte. Sie wachte immer mit einem Schreck auf, kurz bevor sie das Gesicht deutlich erkennen konnte. Benommen berührte sie ihre Augenprothese, die ihr so viel Schmerz bereitet hatte. Mit Hilfe der falschen Augen musste sie die verschwommene Gestalt nicht mehr durch Geräusche, Gerüche und Berührungen zusammensetzen.

„Es ist nicht mehr von Nutzen“, sagte der Emanator des Schöpfers des Ruins. Sie hörte das Geräusch des schwingenden Handfächers und das schallende Lachen des Emanators. „Bald wirst du alles sehen können, was du sehen willst – mit deinen eigenen Augen.“

„Das sind meine eigenen Augen“, sagte sie lächelnd, „und ich werde nie wieder die Gelegenheit haben, die Szenerie zu sehen, die sie einmal gesehen haben.“