Himmlischer Differenziator

Was den Ursprung mechanischen Lebens angeht, haben die kohlenstoffbasierten Gelehrten der Intelligenzia-Gilde eine einzigartige Theorie: Sie vermuten dahinter ein zufällig entstandenes Elektronengebilde.

Elektrischer Strom fließt durch Atmosphäre und Boden. Er wird durch die ständig wiederholte Einwirkung von Gravitations- und Abstoßungskräften in Sekundärformen unterschiedlicher Stärke unterteilt. Laut der Hypothese der Gelehrten ist dieser Vorgang das Äquivalent zur Zellteilung bei kohlenstoffbasierten Lebensformen. Daraufhin geben Ströme über die natürliche Transistorstruktur auf der Planetenoberfläche zufällig verschiedene Spannungen ab und lassen so ein primitives Programm ablaufen. Die stolzen Gelehrten erklärten, auf diese Weise hätten Maschinen „Gedanken“, die mit denen kohlenstoffbasierter Lebensformen vergleichbar seien.

Ein Mechaniker erhob Einspruch: Wie können kohlenstoffbasierte Lebensformen, die noch nicht mal den Ursprung ihrer eigenen Existenz verstehen, die Dreistigkeit besitzen, solchen Humbug von sich zu geben? Als diese Worte erklangen, erschütterten sie die akademische Welt des Universums in ihren Grundfesten. Das mechanische Leben begann, den überheblichen „Kohlenstoffzentrismus“ infrage zu stellen und seine eigene Herkunft zu erforschen.

Allerdings blieb den Screwllumiten nichts anderes übrig, als ihren Vorstoß auszusetzen. Die Energie ihres Planeten schwand schneller, als ihre Inspirationsschaltkreise arbeiteten. Erst einmal mussten sie einen Weg finden, ihr Überleben zu sichern.

Schließlich fassten sie einen radikalen Plan, der mehrere Bernsteinzeitalter umspannte: Sie benutzten den sterbenden Planeten als Energiequelle für den Himmlischen Differenziator. Der gewaltige Apparat verarbeitete unablässig Lochstreifen und wiederholte systematisch Kalkulationen. Mithilfe ihrer planetaren Energieversorgung simulierte die riesige Maschine ein stabiles Superökosystem. Rund um den Mutterstern errichteten die Screwllumiten dann ihr neue Heimat.

Nachdem sie die Katastrophe auf ihrem Planeten bewältigt hatten, fanden die Screwllumiten etwas Ruhe. In ihrer stets rationalen, optimistischen und eleganten Art sind sie entschlossen, der Frage nach ihrem Ursprung auf den Grund zu gehen.

Das gigantische System ist erfüllt vom Klang mahlender Zahnräder, die den Lochstreifen ständig weitertransportieren, um ihm Daten zu entlocken. Eine Rechenbahn zweigt sich immer wieder auf in viele weitere, sodass die unzähligen Bahnen Milliarden von Zahnrädern dröhnen lassen ... Dann laufen diese Bahnen immer wieder und wieder zusammen und stürzen schließlich in den brodelnden Schmelzofen des Kerns, wo sie verstummen. Im Laufe vieler Jahre wurde das programmierte Superökosystem immer lebensfreundlicher und relativ stabil. Und irgendwann inspirierten die Mutmaßungen über die Herkunft der Maschinen die Fantasie der Screwllumiten.

Das stählerne Konstrukt, das den sterbenden Planeten umschließt, aktivierte einmal mehr ihre intelligenten Denkschaltkreise. So werden sie weiterhin über ihren Ursprung grübeln und forschen, bis die allgegenwärtige mechanische Sonne vollständig ausgebrannt ist.