In der Planarsphäre, die Styxia versiegelt, liegt die Stadt, versunken in ewiger Feierlaune. Ein Leuchtturm brennt endlos an der Küste und spielt unaufhörlich Melodien. Schiffe, angelockt von fröhlichen Klängen, segeln durch den Nebel – nur um auf Grund zu laufen und zu sinken, ihre zerbrochenen Wracks von der Flut verschlungen.
Die Meereswellen sind wie ein endloses Rondo. Die Seeleute hatten genug von den Vergnügungshäfen, breiteten ihre Seekarten aus und wählten ihr Reiseziel. Ihr Kompass zeigte ruhig auf Styxia, die Stadt der ewigen Freude an der Küste – ihr Schicksal, ihr Grab der Glückseligkeit. Sie kümmerten sich nicht darum. Ohne sich des Todes bewusst zu sein, hissten sie in trunkener Freude die Segel und betraten voller Vorfreude den Ballsaal von Phagousa.
Im Rhythmus der Gezeiten und des Mondes sangen die Seeleute, während sie mit Harpunen auf Wale zielten, mit ihren Bugspitzen gegen uralte Gletscher rammten und lachend segelten ... bis sie sich im Nebel verirrten, bis der Leuchtturm immer näher kam – bis sie schließlich auf das Riff prallten.
Die zerstörten Schiffe versanken in den Wellen. Aus den Wellen erhob sich der Unsterbliche wieder. Der Seemann kletterte an Land, sein Körper war mit Seetang und Salzkruste bedeckt. Die Feiernden am Leuchtturm hatten lange gewartet. Sie verneigten sich und luden ihn ein, sich der ewigen Feier anzuschließen. Der Musik folgend, überquerten sie den langen Damm und betraten den weißen Leuchtturm zwischen den Riffen. Aufrechterhalten von Walöl tanzte die Flamme des Leuchtfeuers von Styxia kalt und blau, umgeben von Linsen aus Kristallen. Der Turm selbst stand wie eine riesige Wasserleier. Mit jedem Schritt nach oben konnten die Gäste sehen, wie Meerwasser durch Glasrohre floss, die in das Mauerwerk eingelassen waren und im Rhythmus des Meeres pulsierten. Auf der Terrasse tanzten die Feiernden Hand in Hand um das Licht herum, während Musik die Luft erfüllte. Ihre Schatten streckten sich weit über das ferne Meer. Und dort – am Rand des Horizonts – sah der Seemann sie: die Stadt der ewigen Freude, von der er geträumt hatte.
Das war eine Zeit vor dem Verfall, als Schmerz, Leid und Tod noch nicht existierten. Styxia sonnte sich in Phagousas Gunst, umgeben von einer halbmondförmigen Bucht, die sie wie eine Wiege umschloss, und gewiegt von Wiegenliedern, die so sanft waren wie der Schlaf.
Die Lippen des Seemanns bebten vor Angst. Vor ihm öffneten die Feiernden ihre Arme. Sie hießen ihn als Verwandten willkommen, um mit ihm grenzenlose Ekstase zu teilen. Doch hinter ihm erstreckte sich das endlose, graue Meer. Wrackteile übersäten die Riffe, ertrunkene Seelen trieben in den Wellen, Seeanemonen und Korallen krochen über ihre Haut. Er erinnerte sich an den Moment, als er fiel – wie die Unterströmungen ihn in die dunkle und hoffnungslose Tiefe zogen. Die kalte Hand der Meerjungfrau hatte seine Wange gestreichelt. Durch ihren verschwommenen, sanften Gesang erwachte er und wurde zurück an die schimmernde Oberfläche gedrückt.
Doch dieser eine Moment des Zögerns – nur ein Blick zurück – reichte aus. Die Tore zur Glückseligkeit schlossen sich. Lächelnd wiesen die Feiernden den Seemann davon ab, Styxia zu betreten – denn eine Seele, die noch immer die letzten Reste der Trance abschüttelte, hätte der wahren Verzückung niemals standhalten können.